Sein Buch über die Ampel-Regierung („Ernstfall. Regieren in Zeiten des Krieges“) ist längst ein Bestseller. Stephan Lamby hatte in den vergangenen zweieinhalb Jahren wie wenige andere deutsche Journalisten Zugang zu Menschen wie Olaf Scholz, Christian Lindner oder Robert Habeck – und vielleicht hat er auch deshalb eine klare Antwort auf die Frage, die in Berlin seit vielen Monaten jeden Tag aufs Neue gestellt wird, zuletzt wieder sehr ausgeprägt.

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Sein Buch über die Ampel-Regierung („Ernstfall. Regieren in Zeiten des Krieges“) ist längst ein Bestseller. Stephan Lamby hatte in den vergangenen zweieinhalb Jahren wie wenige andere deutsche Journalisten Zugang zu Menschen wie Olaf Scholz, Christian Lindner oder Robert Habeck – und vielleicht hat er auch deshalb eine klare Antwort auf die Frage, die in Berlin seit vielen Monaten jeden Tag aufs Neue gestellt wird, zuletzt wieder sehr ausgeprägt.

Sie lautet: Wann zerbricht das Konstrukt aus SPD, Grünen und FDP? Lamby sagt: „Das wird nicht passieren. Das Ende der Ampel-Regierung ist nicht nah, weil es keinen machtstrategischen Grund für einen der drei Partner gibt, die Koalition platzen zu lassen. Nehmen wir die FDP, über die in diesem Zusammenhang viel gesprochen wird: Welches Interesse sollte eine Partei, die in Umfragen etwa um fünf Prozent geführt wird, daran haben, die Regierung zu verlassen? Dieses Spiel zu spielen, wird zunehmend albern, das glaubt den Liberalen doch niemand mehr: Warum sollten die die Ampel verlassen? Es gibt überhaupt keinen Grund.“

Stephan Lamby geht nicht nur davon aus, dass die aktuelle Regierung die volle Legislaturperiode durchhalten wird. Er gehört auch nicht zu den (vielen), die glauben, dass das Ende der Kanzlerschaft von Olaf Scholz bereits feststeht. „Wenn man davon ausgeht, dass bei der nächsten Bundestagswahl Olaf Scholz, Friedrich Merz und Robert Habeck als Kanzlerkandidaten antreten, wofür aus heutiger Sicht vieles spricht, stehen wir vor folgenden Situation: Mit Scholz gibt es jemanden, der das Amt schon vier Jahren gemacht hat. Merz ist jemand, der noch nie in Regierungsverantwortung war und Habeck hat in seiner Beliebtheit deutlich eingebüßt. Wenn die weltpolitische Lage so bleibt, wie sie ist, oder wenn sie sich durch die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten im November noch einmal verschärft, spielt das Olaf Scholz in die Karten.“ Je unsicher die Verhältnisse seien, desto eher würden die Deutschen jemanden wählen, so Lamby, der erfahren und vor allem nervenstark ist: „Das wird die Karte sein, die die SPD im Falle eines Falles ziehen wird. Und deshalb glaube ich nicht, dass Olaf Scholz bei der nächsten Bundestagswahl keine Chance hat.“ Das würde sich nur ändern, wenn sich die weltpolitische Situation entspannen sollte: „Viele Wähler werden erst bereit sein, ein Risiko mit einem unerfahrenen Kandidaten wie Friedrich Merz einzugehen, wenn die Zeiten wieder stabiler werden.“

Stephan Lamby glaubt auch nicht, dass der bayerische Ministerpräsident Markus Söder noch einmal eine zweite Chance als Kanzlerkandidat erhält: „Wenn er wider Erwarten Merz die Kandidatur streitig machen würde, käme sofort die Situation aus dem Jahr 2021 hoch, als Söder so viel gegen Armin Laschet gestichelt hat. Die Deutschen mögen den Verrat, aber sie mögen nicht den Verräter. Deshalb bin ich mir sicher, dass Söder aus dem Rennen um die Kanzlerkandidatur raus ist.“